2016 startete das Versorgungsunternehmen von Hillsborough County das erste Pilotprojekt in Florida für direkt trinkbares, rückgewonnenes Wasser. Das rückgewonnene Wasser wird sämtlichen Trinkwasservorgaben gerecht und wurde sogar bei einem Wettbewerb zum Brauen von Craft Beer eingesetzt.
Der Bezirk Hillsborough County betreibt derzeit mit mehr als 22 000 Abnehmern das größte Programm zur kommerziellen Nutzung von rückgewonnenem Wasser in den USA. 2009 produzierte der Bezirk im Durchschnitt ca. 129 000 m3 pro Tag, von denen über 83 000 m3direkt an die Abnehmer gingen, während der Rest in Oberflächengewässer eingeleitet wurde.
Der durchschnittliche Jahresverbrauch von rückgewonnenem Wasser lag bei ca. 60 Prozent, was auf Floridas teils trockenes, teils feuchtes Klima zurückzuführen ist. Das langfristige Ziel des Versorgungsunternehmens ist eine 100-prozentige Nutzung des rückgewonnenen Wassers 365 Tage im Jahr.
Ausbau mit Erweiterungen für rückgewonnenes Wasser
Anfang der 1980er Jahre erweiterte das Versorgungsunternehmen das Klärwerk mit einer dritten Reinigungsstufe. 2009 führte das östlich der Stadt Tampa gelegene Falkenburg WWTP umfassende, $31 Mio. teure Ausbaumaßen durch. Hierbei wurde das bestehende Chlorkontaktbecken in ein hochmodernes UV-Desinfektionssystem umgewandelt, das Kopfleitwerk erhielt eine neue Konstruktion und die bestehenden acht Belüfter wurden durch neue, leistungsfähigere Einheiten ersetzt, einschließlich drehzahlvariablen Antrieben.
Es wurde ein 30 m langes Absetzbecken gebaut, zwei neue Rückhaltebecken mit einem Fassungsvermögen von 34 000 m3 sowie eine Pumpstation für das Überschusswasser. Außerdem wurden drei Notstromgeneratoren mit Aufrüstungen für die bestehende Pumpstation für rückgewonnenes Wasser sowie für das Brauchwasser der Anlage installiert. Zu guter Letzt wurde ein modernes SCADA-System mit Überwachungskameras, damit verbundenen Anlagenarbeiten und elektrischer Steuerung installiert.
Kläranlage liefert rückgewonnenes Wasser mit Trinkwasserqualität
Im Juli 2016 arbeitete Tetra Tech – ein Fachplaner, der Konstruktions- und Technikdienstleistungen anbietet – mit der WateReuse Association, Xylem und GE zusammen, um eine Pilotanlage für direkt trinkbares, rückgewonnenes Wasser zu entwickeln, zu bauen und zu betreiben. Ziel des Pilotprojekts war es, ein Verfahren zu entwickeln, um rückgewonnenes Abwasser so aufzubereiten, dass es den Trinkwasservorgaben der staatlichen Umweltschutzbehörde EPA entspricht.
Bei Tetra Techs Design der Pilotanlage wird das Wasser im Falkenburg Klärwerk im Anschluss an eine umfassende Aufbereitung durch einen weiteren, gründlichen Reinigungsprozess geleitet. Dem Entfernen von biologischen Nährstoffen und der UV-Desinfektion folgt eine dritte Reinigungsstufe bestehend aus GEs Ultrafiltrations- und Umkehrosmoseanlage. Darauf folgt die in einem mobilen Anhänger installierte Xylems Wedeco MiPro™ Pilotanlage, die für den UV/Peroxid erweiterten Oxidationsprozess (AOP) eingesetzt wird, um trinkbares, rückgewonnenes Wasser zu produzieren.
Das Falkenburg Klärwerk ist sieben Tage die Woche rund um die Uhr mit Fachpersonal bemannt, das für die Aufbereitung von Abwasser zertifiziert ist. Das Betriebspersonal ist für die Entnahme und Analyse von Stichproben im gesamten System verantwortlich, um sicherzustellen, dass alles den Genehmigungsbedingungen entspricht sowie für das Erstellen und Einreichen aller erforderlichen Berichte an die Aufsichtsbehörden.
Anlage beweist, dass es möglich ist, direkt trinkbares, rückgewonnenes Wasser zu produzieren
Das im Pilotverfahren aufbereitete Wasser wurde auf primäre und sekundäre Trinkwasserstandards getestet sowie auf ungeregelte Mikrobestandteile, Pharmazeutika und Körperpflegeprodukte. Das Überwachen der Wasserqualität zeigte, dass das aufbereitete Wasser sämtlichen, von der EPA geforderten und von der Umweltbehörde in Florida übernommenen Trinkwasserstandards für maximale Verunreinigungsstufen entspricht.
Die Initiative für direkt trinkbares, rückgewonnenes Wasser wurde in mehreren Anlagen in Zentralflorida durchgeführt und mit diesem Pilotprojekt wurde nun bestätigt, dass dies möglich ist. Die Implementierung der Central Florida Water Initiative erfordert die zusätzliche Nutzung von rückgewonnenem Wasser. Bislang wurde das überschüssige Wasser, das nicht von Brauchwasserkunden genutzt wurde, in Oberflächengewässer geleitet.
Aus rückgewonnenem Wasser wird Bier
2016 hatte die WateReuse Association eine Idee – mithilfe von Bier rückgewonnenes Trinkwasser zum Gesprächsthema zu machen. In Zusammenarbeit mit Special Hoperations, einer Bierbrauerorganisation in Tampa, wurde geplant, rückgewonnenes Trinkwasser bei New Water Brew Competition, einem Craft Beer Brauwettbewerb, einzusetzen.
Das im Klärwerk Falkenburg auf höchsten Standard aufbereitete, rückgewonnene Trinkwasser wurde an ca. 100 registrierte private Bierbrauer verteilt. Jeder Teilnehmer erhielt ca. 40 Liter des gereinigten Wassers zum Brauen.
Die Bier wurden 2016 auf dem jährlichen WateReuse Symposium in Tampa verkostet und von der Jury mit Geldpreisen und Medaillen belohnt. Die Biere wurden von der Jury, den Teilnehmern und den Konsumenten hoch gelobt. Die Bierproben wurden auch auf der WEFTEC Konferenz im Oktober 2016 in New Orleans vorgestellt und gehen 2017 im Zuge von Podiumsdiskussionen, Workshops und Bierverkostungen bei Wasser-Veranstaltungen auf landesweite USA-Tournee.