Wie die nachfolgenden Beispiele zeigen, müssen Länder oder Städte, die die Nutzung und Verfügbarkeit ihrer Wasserressourcen ändern möchten, zuerst die Einstellung der Menschen im Hinblick auf Wasser ändern. Sowohl Singapur als auch Israel haben sich in ihren ehrgeizigen Projekten zur Wasserwiederaufbereitung auf die Aufklärung der Öffentlichkeit in Bezug auf Wasserprobleme konzentriert. Im Fall der Niederlande und der schwedischen Hauptstadt Stockholm wurden durch innovative, städtebauliche Veränderungen und neue Lebensweisen nachhaltige Lösungen entwickelt.
1. Singapur – Die Entwicklung von NEWater
Vor ca. 50 Jahren hatte der Inselstaat Singapur nur zwei Wasserversorgungsquellen: Regen und das Importieren von Wasser aus Malaysia. Die nationale Wasserbehörde des Landes, PUB, erkannte, dass Handlungsbedarf bestand, um eine stabile Wasserversorgung sicherzustellen. Singapur investierte in neue Technologien und Aufbereitungsanlagen, klärte seine Wasserressourcen und erhöhte im gesamten Staat das Bewusstsein im Hinblick auf Wasserprobleme. Heute deckt Singapur bis zu 30 Prozent seines Wasserbedarfs mit wiederaufbereitetem Wasser, dem so genannten NEWater, und weitere 25 Prozent werden in Entsalzungsanlagen gewonnen. Außerdem wurde der Wasserverbrauch pro Person von 165 Liter/Tag im Jahr 2003 auf heute 150 Liter/Tag gesenkt.
2. Niederlande – Umleiten der Flüsse
Aufgrund der Tatsache, dass zwei Drittel der Niederlande ständig Gefahr laufen, überschwemmt zu werden, baut das Land seit Jahrhunderten ein ausgedehntes Netz aus Deichen und anderen Barrieren. Angesichts Klimawandel und dem Anstieg des Meeresspiegels entschied sich das Land, dass mehr getan werden musste, als noch höhere Deiche zu bauen. Das niederländische „Ruimte voor de rivier“-Projekt (Raum für den Fluss) beinhaltet das Umleiten von mehr als 30 Flüssen, um deren Verlauf sicherer zu machen. In der Stadt Nijmegen z. B. mussten in den 1990er Jahren aufgrund von Überschwemmungen zwei Mal 250 000 Bewohner evakuiert werden. Anstatt das Wasser fernzuhalten, geht es bei der neuen Lösung für die Stadt darum, die Deiche ins Landesinnere zu verlegen und für den Fluss ein gigantisches neues Flussbett zu graben. Das Ergebnis: eine breiterer Flusslauf, eine neue Insel sowie ein Stadtpark im Herzen der City.
3. Stockholm – Abwasser in Wärme umwandeln
Um der Zersiedelung vorzubeugen, ist in der Bauverordnung der schwedischen Hauptstadt festgelegt, dass vor der Erschließung neuer Flächen zunächst befindliche Flächen neu genutzt werden müssen. Die Stadt entschied Mitte der 1990er Jahre, dass die Umnutzung eines ehemaligen Industriegebiets eine einzigartige Möglichkeit bot, ein nachhaltiges, ökologisches Wohngebiet zu entwickeln – Hammarby Sjöstad. Das Stadtviertel hat sich zum Ziel gesetzt, den Wasserverbrauch pro Person um 60 Prozent zu senken und die anfallende Abfallmenge um 40 Prozent zu reduzieren. Heute werden in der Abwasseraufbereitungsanlage sowohl Biogas zum Kochen als auch Energie zum Beheizen der Wohnungen und Häuser produziert. Sämtliches Regenwasser wird durch Sandfilter, Becken und grüne Dächer gereinigt, was die Belastung des Klärwerks reduziert und dessen Effizienz erhöht.
4. Israel – Wassermanagement in der Wüste
Vor dem Hintergrund, dass 60 Prozent der Landfläche Israels aus Wüste bestehen, war dem Land immer bewusst, dass ein vorsichtiges Wassermanagement für den Fortschritt entscheidend ist. Geringere Regenfälle und eine schnell wachsende Bevölkerung sind weitere Faktoren, die die Wasserversorgung erschweren. Aus diesen Gründen hat Israel im Laufe von mehreren Jahrzehnten ein System entwickelt, das Wassereinsparung, entsalzenes Meerwasser und die Verwendung von wiederaufbereitetem Wasser zur Bewässerung seiner Agrarflächen umfasst. In Israel sind zudem Wasser sparende Toiletten gesetzlich vorgeschrieben, und der Preis des Wassers stellt einen sorgsamen Umgang damit sicher. Bei der innovativen Bewässerungsmethode des Landes, der so genannten Mikrobewässerung, werden die Wurzeln der Pflanzen direkt mit kleinen Mengen Wasser berieselt, anstelle die Felder mit Wasser zu überfluten.
5. Silicon Valley – Wasseraufbereitung an einem Innovationsstandort
Seit Kurzem ist das Wassermanagement von Silicon Valley, Kalifornien, genauso berühmt wie die legendären IT-Unternehmen, die dort ihren Sitz haben. Kalifornien, das sich derzeit im fünften Dürrejahr befindet, sah sich angesichts der Wasserknappheit gezwungen, dauerhafte Lösungen zu finden. Eine der Lösungen ist ein neues Klärwerk, das Silicon Valley Advanced Water Purification Center, das mithilfe von Mikrofiltration, Umkehrosmoseanlagen und UV-Licht mehr als 30 000 m3 recyceltes Wasser pro Tag produziert.