Xylem Wave Maker: Dr. Christine Boyle, CEO von Valor Water Analytics

Xylem Wave Maker: Dr. Christine Boyle, CEO von Valor Water Analytics

Dr. Christine Boyle, die kürzlich vom Unternehmen Mazars zu einer der „zehn einflussreichsten Frauen im Wassersektor“ ernannt wurde, gehört zu den führenden Persönlichkeiten und Innovatoren im Bereich Wasser. Auf Grundlage ihrer Forschung entwickelte sie Hidden Revenue Locator, eine Cloud-basierte Software, die es Wasserversorgern ermöglicht, zwei Schlüsselfaktoren bei scheinbaren Verlusten anzugehen: Ungenauigkeiten bei der Kundenmessung und Ungenauigkeiten bei der Handhabung von Kundendaten.

Dr. Boyle engagiert sich für die Förderung von Frauen in der IT- und Gesundheitstechnologieindustrie. Außerdem ist sie Treuhänderin und Mitglied des Verwaltungsrats der Cal Nevada American Water Works Association, einem aktiven Mitglied des Association of Women in Water, Environment, and Energy und ehrenamtliche Jurorin bei der jährlichen Vergabe des Imagine H2O Water Technology Prize.

Was hat Sie veranlasst, mit Wasser arbeiten zu wollen?

Ich begann meine berufliche Laufbahn beim weltweit größten, chinesischen Online-Store für Bücher und Musik (hooloo.com, mittlerweile gelöscht). Ich war dort als Logistik- und Operationsmanagerin tätig und half bei der Entwicklung der gesamten Lieferkette und des Ausführungszentrums. Es war eine interessante Aufgabe, die zudem den Vorteil hatte, dass ich lernte, fließend Mandarin zu sprechen! Ich fand das Arbeiten mit Technik zwar interessant, wollte aber beruflich auf andere Art etwas bewirken.

Nach einer längeren Reise durch Entwicklungsländer, auf der ich mit eigenen Augen gesehen hatte, welche Auswirkungen schmutziges Wasser auf die Gesundheit hat, entschied ich mich für eine Universitätsausbildung im Bereich Wasserressourcen. Ich absolvierte den PhD Studiengang an der University of North Carolina im Fachbereich Wasserresourcenplanung und bin seitdem tief in die Welt des Wassers eingetaucht!

Wie haben Sie Ihre Decision Intelligence Software entwickelt und wie hilft sie Wasserversorgern in Bezug auf finanzielle Wassernachhaltigkeit?

Während meiner Zeit als Forschungsassistentin und Datenanalytikerin am UNC Environmental Finance Center arbeitete ich an einem Projekt, in dem die Kundenabrechnungsanalyse für Wasserversorger untersucht wurde. Wir setzten Techniken wie Datengewinnung, Kundensegmentierung und erweiterte Statistik bei Kundenabrechungsdaten ein. Das Ziel war es, mithilfe von Daten Möglichkeiten für Versorgungsunternehmen zu finden, wie diese ihre finanzielle Widerstandsfähigkeit verbessern konnten. Wir untersuchten Aspekte wie Preiselastizität, Auswirkungen der Dürre auf die Einnahmen sowie die Bedeutung unterschiedlicher Zinsstrukturen auf die Einnahmenstabilität. Wir schrieben jede Menge Berichte! Besuchen Sie die EFC website, um mehr zu erfahren.
 
Unser Team erkannte, dass die Energieversorger dadurch, dass ihre Kunden Wasser sparten, mit dem Problem geringerer Einnahmen bei gleichzeitig steigenden Kosten konfrontiert waren. Nach meinem Abschluss und meinem Umzug nach Kalifornien erlebte ich 2013 selbst, wie Versorgungsunternehmen während einer katastrophalen Dürre genau mit diesen Problemen konfrontiert waren. Sie versuchten, Wassereinsparung, die Wasserpreise für ihre Kunden und die Notwendigkeit, ihre Betriebe zu modernisieren unter einen Hut zu bringen. Ich wusste, dass die Arbeit, die ich bei UNC geleistet hatte, für Versorgungsunternehmen in Kalifornien und anderswo eine wichtige Unterstützung darstellen würde, ihr Einnahmenproblem auch während Dürreperioden zu lösen. Das war der Punkt, an dem ich die fantastische Programmiererin Renee Jutras anstellte und wir damit begannen, die Hidden Revenue Locator Software zu entwickeln und zu vertreiben.

Inwiefern hat Ihr Eintritt bei Xylem Ihnen neue Möglichkeiten zur Lösung von Wasserproblemen eröffnet?

Bei Xylem arbeitet das ganze Team mit großem Engagement daran, mein ursprüngliches Ziel umzusetzen – weltweit sämtliche Wasserzähler mit Hidden Revenue Locator auszustatten! Außerdem arbeiten wir gemeinsam mit unseren Kunden, um sie beim Lösen anderer Probleme zu unterstützen, indem wir Xylems breites Sortiment an digitalen Lösungen einsetzen. Wir entwickeln neue Geschäftsmodelle wie leistungsbezogene Verträge und Modelle mit Risikoteilung, um für Versorgungsunternehmen das Risiko beim Erwerb neuer Technologien zu senken. Außerdem arbeiten wir an einer neuen Serie von Analyse- und Softwarelösungen, um Versorgungsunternehmen dabei zu unterstützen, Kunden mit niedrigem Einkommen besser zu bedienen und Nichtzahlungen und Abschaltungen zu reduzieren. Dies ist Xylems neue Produktserie für mehr Wassergerechtigkeit.

Sie haben ein enormes Engagement für Frauen im Wassersektor. Was muss getan werden, um es Frauen zu ermöglichen, in diesem Sektor eine führende und innovative Rolle zu übernehmen?

Gute Frage! Hierzu habe ich einige Ideen: 1) dass Männer und Frauen junge Absolventinnen fördern – innerhalb von Xylem und anderswo. Dies hilft jungen Absolventinnen, sich in dem Dschungel der beruflichen Möglichkeiten zurechtzufinden, der vor ihnen liegt; 2) unangemessenes Benehmen sowie passiven wie auch aktiven Sexismus dort, wo dieses vorkommt, direkt anzuprangern. Ich weiß gar nicht, wie häufig ich es in meiner beruflichen Laufbahn erlebe, dass man Frauen in Meetings nicht ausreden lässt und ich dazwischen gehen muss und sage: „Suzie, ich glaube, die anderen haben dich nicht gehört, kannst du das, was du gesagt hast, noch einmal wiederholen?“ Außerdem habe ich kein Problem damit, auf Konferenzkomitees und professionelle Gruppen zuzugehen und sie darauf aufmerksam zu machen, dass ich der Meinung bin, dass die Zahl der teilnehmenden Frauen zu gering ist und die (Konferenz, Podiumsdiskussion, Besprechung) meiner Ansicht nach von einer größeren Diversität der Interessensvertreter profitieren würde.

Es gibt viele Frauen, die sich für den Wassersektor entscheiden, und es liegt an uns, Frauen zu fördern und einzubinden, damit sie sich willkommen fühlen und im Sektor bleiben. Ich bin stolz darauf, für ein Unternehmen zu arbeiten, dass sich aktiv für Frauenförderung engagiert.

Wenn Sie an Technologie und die Zukunft des Wassers denken – was finden Sie am interessantesten?

Besonders interessant finde ich Technologien, die in der Lage sind, Infrastrukturkosten im Vergleich zum Status Quo radikal zu senken. Dies wird den Versorgungsunternehmen helfen, die Wasserkosten zu verwalten und ihnen die Möglichkeit geben, Investitionen zu tätigen und den Menschen den Zugang zu Wasser erleichtern. Durch Sensorik, Datenanalyse und Optimierung sollte ein umsichtiger Wasserversorger in der Lage sein, die enormen Kosten für große graue Infrastruktur (z. B. Tunnel, Stauseen, Rohre) bei gleichen oder besseren Auswirkungen auf die Umwelt und die Wasserqualität sowie den Kundenservice zu senken. Hierbei denke ich an die BLU-X Fallstudie in South Bend und LeakView in SA Water in Australien als wichtige Beispiele – hier liegt die Zukunft.
 
Ebenfalls interessant finde ich das Thema Wiederverwendung von Wasser und Systeme mit geschlossenem Kreislauf, sowohl skaliert (z. B. NEWater in Singapur) als auch dezentral, um eine qualitativ hochwertige Wasserversorgung in abgelegenen Gemeinden zu ermöglichen, die nicht an die Wasserversorgung angeschlossen sind. Auch die neueste Reinvent the Toilet Challenge der Bill & Melinda Gates Foundation hat mich ebenfalls sehr inspiriert. Gehen Sie auf die Website, um sich die Toiletten der nächsten Generation anzusehen: „flush to brush,“ hier kommen wir.

Sie könnten in jedem beliebigen Sektor arbeiten, warum haben Sie sich für den Wassersektor entschieden?

Mit dem Wassersektor ist es wie mit Wein – er wird von Jahr zu Jahr besser. Die Projekte, an denen ich arbeiten durfte, die großartigen Kollegen und Freunde, die ich gefunden habe, die technischen Herausforderungen, mit denen ich täglich zu tun habe – es ist ein großartiger Karriereweg. Ich habe direkt nach meinem Abschluss 2005 begonnen und bin jetzt seit 15 Jahren dabei, und wenn ich zurückblicke, kann ich sehen, was ich durch meine Arbeit bewirkt habe. Es ist sehr zufriedenstellend und interessant, und die Zukunft wird noch mehr Möglichkeiten zur Innovation und Lösung komplexer sozialer und technischer Probleme bieten.