Das Bergwerk lebt wieder

Das Bergwerk lebt wieder

Im schwedischen Dannemora wurde 1992 der erzabbau eingestellt, weil sich der Betrieb wegen des niedrigen erzprei- ses nicht mehr rentierte. Jetzt boomt der markt, und Danne- mora Mineral AB arbeitet daran, das Bergwerk wieder trocken zu legen und zu reaktivieren.

DANNEMORA SIEHT AUS wie viele andere schwedische Kleinstädte, in denen der Bergbau einst eine große Rolle spielte und dann verschwand. Ein alter Förderturm überragt am ehemaligen Tagebau einige historische Gebäude und Bergbauanlagen. Die Grube wurde 1992 geschlossen, weil der Markt- preis für Erz zu stark gefallen war. Wer heute durch die Stadt fährt, hat eher den Eindruck, in einem Freilichtmuseum statt in einer aktiven Bergbaustadt zu sein.

Wer genauer hinschaut, merkt aber, dass hier etwas geschieht. Im Erzlager laden Muldenkipper kontinuierlich ihre Last ab, die zu Stückerz weiterverarbeitet wird. Ein Teil davon wird als letzte von sechs Testlieferungen an Stahlhütten in Europa gehen, um dort ausgewertet zu werden. Hinter dieser Wiederbelebung des Bergbaus steckt die boo- mende Erznachfrage auf dem Markt, aber auch der Unternehmergeist von Dannemora Mineral AB, die sich für die Reaktivierung der Erzgrube stark gemacht hat. Alle behördlichen Genehmigungen liegen vor. Jetzt kommt es nur noch auf das Ergebnis der Testlieferungen an.

„Mit unterzeichneten Lieferverträgen können wir die Bank um eine weitere Finanzierung bitten“, meint Kjell Klippmark, Geschäftsführer von Dannemora Magnetit, der für die örtliche Erzgewinnung zuständigen Tochtergesellschaft. „Wir haben unseren Teil geleistet. Jetzt sind wir bereit für die Kunden.“

Für die Testlieferungen reichte eine provisorische Ausrüstung. Sollte jedoch die Erzgewinnung wieder aufgenommen werden, bedarf es dauerhafterer Lösungen. Klippmark hat fast drei Jahrzehnte lang beim Bergbauriesen LKAB in Nordschweden verschiedene Positionen bekleidet und ist mit den technischen Herausforderungen dieser Branche wohlvertraut.

Die eigentlichen Bauarbeiten sind in fünf Projekte unterteilt. Dazu gehören eine Aufbereitungsanlage, eine unterirdische Zufahrtsrampe, ein Becherwerk, die Grubenbelüftung und nicht zuletzt Infra- strukturmaßnahmen wie die Aufrüstung einer Bahnlinie und eines Umschlaghafens an der Ostsee sowie die Errichtung eines Stromversorgungs- und Entwässerungssystems im Bergwerk. Zunächst musste allerdings das Wasser abgepumpt werden, das sich im Förderschacht und in den Stollen seit Schließung des Bergwerks 1992 angesammelt hatte und um rund zehn Meter pro Jahr angestiegen war.

Die Sohle des Förderschachts liegt 620 Meter unter der Erdoberfläche. Als das Entwässerungsprojekt 2007 ausgeschrieben wurde, hatte das Wasser einen Stand von 323 Metern erreicht. In einer Tiefe von etwa 300 Metern unter der Erdoberfläche befand sich ein Stollen, in dem vorübergehend eine Pumpanlage installiert werden konnte. Sie würde das gesamte Projekt deutlich erleichtern. Die Planungsarbeiten zogen sich jedoch hin, und derweil stieg das Wasser weiter. 2008 erhielt ein Konsortium aus Xylem und dem Tiefbauspezialisten Bergteamet den Auftrag.

„Die Einhaltung des Zeitplans war eine echte Herausforderung, weil das Wasser weiter stieg, als wir an der 300-Meter-Marke die Anlagen montierten“, erinnert sich Björn Lindström von Bergteamet. Er ist Projektleiter der unterirdischen Pumpeninstallation, die von Xylem konstruiert und geliefert wurde. Mit einem Stollen voller Schlamm, ohne Stromversorgung, und mit Wasser, das in Sturzbächen an den Wänden des Förderschachts herunter lief, gab es einiges zu tun, bis die Anlage an Ort und Stelle war. Hinzu kam, dass die Techniker bis zur Installation einer Seilwindenanlage über Leitern bis auf 300 Meter Tiefe absteigen mussten.

Im Mai 2009 konnten die Pumpen bei einem Wasserstand von 311 Metern in Betrieb genommen werden. Im Februar 2010 war das Wasser – insgesamt drei Millionen Kubikmeter – wie vertraglich vereinbart bis in 465 Metern Tiefe abgepumpt. Damit war die erste Phase des Projekts zur Wiedereröffnung der Erzgrube erreicht. Läuft alles nach Plan, wird das Bergwerk bis 2012 komplett entwässert sein und seinen Betrieb mit einem permanenten Entwässerungssystem von Xylem aufnehmen.

von Åke R. Malm