Fünf Bücher über Wasser, die man gelesen haben muss

Fünf Bücher über Wasser, die man gelesen haben muss

Von der Bewässerung im antiken Mesopotamien bis zur modernen Flaschenabfüllung fünf kürzlich erschienene Bücher beschäftigen sich mit der Frage, wie Wasser unsere heutige Welt mitgestaltet hat, und wie es unsere Zukunft beeinflussen wird. Tony Allans Virtual Water („Virtuelles Wasser“) führt uns die Wasserkosten eines einzigen Espressos vor Augen, während James Balog atemberaubende Fotos von schmelzenden Gletschern präsentiert. 

 

1. Bottled and Sold: The Story Behind Our Obsession with Bottled Water („Abgefüllt und verkauft: Der Hintergrund unserer Besessenheit mit dem Wasser aus der Flasche“)
Peter H. Gleick

Wie konnte Wasser, eine kostenlose, natürliche Ressource, zum Luxusgut werden? In den Vereinigten Staaten ist abgefülltes Wasser überall zu finden: Jede Sekunde kaufen tausend Menschen eine Plastikflasche mit Wasser. Insgesamt sind das über 85 Millionen Flaschen Wasser pro Tag. Manche Leute geben 50 Dollar oder mehr für abgefülltes „Premium“-Wasser aus, das angeblich mit einem besonderen magischen Verfahren behandelt wurde. Und das, obwohl gutes und billiges Leitungswasser im ganzen Land jederzeit zur Verfügung steht.

Peter Gleick, renommierter Experte auf dem Gebiet der nachhaltigen Wasserwirtschaft und Empfänger des MacArthur-Stipendiums, nimmt die amerikanische Vorliebe für abgefülltes Wasser aus wissenschaftlicher Perspektive, aber dennoch auf unterhaltsame Art, unter die Lupe. Er untersucht, welche Auswirkungen die Flaschenwasserindustrie auf die Umwelt und auf den Geldbeutel der Amerikaner hat, und wie geschickte Werbung die Einstellung einer ganzen Nation zum Lebenselixier Wasser verändert hat. 

„Das Buch überzeugt durch seine offensichtliche, aber stichhaltige Argumentation: Statt die natürlichen Prozesse zu unterstützen, die uns seit Jahrhunderten mit Trinkwasser versorgen, haben wir daraus ein umfangreiches und kompliziertes Geschäft gemacht, das uns mehr schadet als nützt.“ Juliet Eilperin, The Washington Post

 

2. Virtual Water: Tackling the Threat to Our Planet’s Most Precious Resource („Virtuelles Wasser: Kampf gegen die Bedrohung der wertvollsten Ressource unseres Planeten“)
Tony Allan

Alles, was wir kaufen – von Lebensmitteln über Elektronik bis zum Strom – enthält versteckte Wasserkosten, die Prof. Tony Allan als „virtuelles Wasser“ bezeichnet. Kaffeeanbau, Produktion, Verpackung und Versand bedeuten, dass für einen einzigen Espresso 140 Liter Wasser aufgewendet werden. Eine Scheibe Toast kostet 40 Liter, eine Portion Bacon bringt es auf stolze 480 Liter. In den USA und in Großbritannien liegt der durchschnittliche Wasserverbrauch für die Ernährung einer einzigen, Fleisch essenden Person bei 5.000 Liter pro Tag. Das sind 15 randvolle Badewannen.

So veranschaulicht Tony Allan, Preisträger des Stockholmer Wasserpreises 2008, ohne Abstriche bei der Komplexität den Ernst der weltweiten Wasserkrise. Allan erweitert seine Analyse auf die nationale und internationale Ebene, diskutiert die Schwierigkeiten des geteilten Managements grenzüberschreitender Wasserreserven, die nicht ganz einfache Verbreitung des Konzepts des virtuellen Wassers, die Auswirkungen des Bevölkerungswachstums und nicht zuletzt, wie Lösungen in der Landwirtschaft aussehen könnten. All dies sind ernste und schwierige Fragen, die Allan jedoch auf ebenso lehrreiche wie unterhaltsame Art zu präsentieren weiß. 

„Dies ist ein kleines Buch mit einer gewaltigen Aussage … Tony Allan ist klug, unendlich sachkundig, geistreich, informativ, überzeugend – und er hat recht! Kaufen Sie dieses Buch!“ Margaret Catley-Carlson, UN Secretary General Advisor on Water and Sanitation

 

3. Ice: Portraits of Vanishing Glaciers („Eis: Portraits von schwindenden Gletschern“)
James Balog

Im Jahr 2007 postierte der renommierte Naturfotograf James Balog auf 18 Gletschern rund um den Globus 27 Zeitraffer-Kameras, um die Veränderungen im Ökosystem unseres Planeten zu dokumentieren. Dies war der Beginn des Projekts Extreme Ice Survey (EIS). Bei Tageslicht macht jede Kamera alle 30 Minuten ein Foto; so entstehen etwa 8.000 Bilder pro Jahr, die den Gletscherschwund veranschaulichen. Sie zeigen die verheerenden – und unmittelbaren – Auswirkungen des Klimawandels auf unseren Planeten. Anfang 2012 beschrieb der Dokumentarfilm Chasing Ice(„Die Verfolgung des Eises“) die technologischen, physischen und emotionalen Herausforderungen, die das EIS-Team zu meistern hatte, und die Freude, politischen Entscheidungsträgern sichtbare Beweise für den Klimawandel vorlegen zu können. Nun hat Balog aus dem EIS-Archiv, das über eine Million Bilder umfasst, eine Auswahl von 200 Fotos zusammengestellt, die die einmalige Schönheit des Eises besonders hervorheben. Der Anblick der imposanten bedrohten Gletscher ist atemberaubend und eine ernstzunehmende Warnung.

 

4. Blue Revolution: Unmaking America’s Water Crisis („Die blaue Revolution: Amerikas Wasserkrise rückgängig machen“)
Cynthia Barnett

Was wir brauchen, ist eine Wasserethik, sagt die preisgekrönte Enthüllungsjournalistin Cynthia Barnett. Die grüne Revolution hat unsere Einstellung zu Benzinverbrauch, Recycling und regional erzeugten Nahrungsmitteln verändert – und auf die gleiche Weise sollte eine blaue Revolution unseren Respekt vor dem Wasser wieder beleben.

Auf den Wasserverbrauch in den USA fokussierend (wo es laut Messungen der NASA 163 791 Quadratkilometer Rasen gibt – eine Fläche größer als die des Staates New York, die mehr Wasser verbraucht als sämtliche Anbauflächen für Futtergetreide des Landes zusammengenommen), findet Barnett Inspiration in internationalen Wasserlösungen, zum Beispiel in Singapurs Wasserrecyclingprogramm und Technologien, die die Wasseranwendung auf die Hälfte reduzieren und für Landwirte und Unternehmen enorme Kosteneinsparungen bedeuten könnten. Barnetts eingehende Argumentation wird von der Hoffnung getragen. Sie verurteilt nicht die Rasenbesitzer sondern zeigt auf, dass Veränderungen möglich sind, dass man nur einfach handeln muss. 

„Barnett zeigt, wie sich gute Gewohnheiten im Umgang mit Wasser verbreiten lassen und so massive Vorteile für Gesellschaft und Umwelt entstehen. Blue Revolution („Die blaue Revolution“) bietet erschwingliche, praktische, durchführbare Lösungen für die amerikanische Wasserkrise.“ Stephen R. Carpenter, Direktor des Zentrums für Limnologie an der Universität von Wisconsin-Madison und Preisträger des Stockholmer Wasserpreises 2011.

[Blue Revolution („Die blaue Revolution“)] Von der Zeitung The Boston Globe zu einem der zehn besten Wissenschaftsbücher des Jahres 2011 gekürt.

 

5. Elixir: A History of Water and Humankind („Elixier: Die Geschichte des Wassers und der Menschheit“)
Brian Fagan

Könnte die Lösung unserer heutigen Wasserkrise bei unseren Vorfahren zu suchen sein? Von dieser Möglichkeit überzeugt, führt Brian Fagan seine Leser fünftausend Jahre zurück ins antike Mesopotamien, um zu zeigen, wie die Gesellschaft durch ihre Beziehung zu Trinkwasser geprägt wurde. Anhand von Beispielen aus verschiedenen Jahrhunderten und aus aller Welt zeigt Fagan, wie Zivilisationen mit verantwortlichem, gesellschaftsorientiertem Wassermanagement blühen und bestehen, während andere, die die Ressource missbrauchen, mit enormen gesellschaftlichen und ökologischen Problemen zu kämpfen haben. Was die eindrucksvollen Wasserwerke betrifft, die die alten Chinesen und Römer mit Hilfe von Sklaven unter grausamer Herrschaft erbaut haben, ist Fagans Argumentation zwar nicht ganz stimmig – dank des geschichtlichen Aspekts und der detailliert recherchierten Fakten ist dieses Buch dennoch unbedingt lesenswert. 

„Ein Buch, das dem Leser die Augen öffnet…es erklärt die Bedeutung des Wassers für die Entwicklung der Zivilisation … [Fagan] vermittelt, wie die Menschen in der Antike mit dem veränderlichen Klima zu kämpfen hatten, und dass es immer wieder die schwankende Verfügbarkeit von Wasser war, die sie in Bedrängnis brachte, nicht die wechselnden Temperaturen. Das ist für uns eine wichtige Lehre.“ Washington Post

Weiterführende Lektüre: Lesen Sie unbedingt auch unseren vorherigen Artikel über Charles Fishman und sein Buch The Big Thirst: The Secret Life and Turbulent Future of Water („Der große Durst: Das heimliche Leben und die turbulente Zukunft des Wassers“).

von Jane Christie-Smith